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Was machen wir eigentlich manchmal? Schießen wir übers Ziel hinaus? Ein wenig hat mich irritiert, was mir F. erzählte. Er ist als Vater gerade frisch in den Elternbeirat der Grundschule gewählt worden. Das erste Mal, wie er sagte. In der Wahlsitzung stand ein Tageordnungspunkt nicht einmal zur Debatte. Es war so klar, dass das Geschenk an die Lehrerin realisiert wird. Kein runder Geburtstag, kein anderer, irgendwie bedeutsamer Anlass. Nur der Geburtstag. Ich fragte F., warum eigentlich die Geburtsdaten der Lehrer kursierten. Darauf wusste er keine Antwort zu geben. Er war sichtlich irritiert. Nicht nur darüber, sondern auch weil es keinen Widerspruch gab. R. der ich davon erzählte, schüttelte den Kopf. Zu ihrer Zeit hätte es höchstens zur Pensionierung einen Strauß von der Elternseite gegeben.

Mein Freund D.

Allgemeines Befremden, das hat diese Geschichte ausgelöst. Geht es eigentlich überall in Deutschland so zu, dass jeder Lehrer, jede Lehrerin zu jedem Geburtstag von den Eltern beschenkt wird? Was für eine Geste ist das? Erst einmal sieht es so aus, als gebe sich der gute Wille eine Ausdrucksform. Die Eltern sind sehr aufmerksam, höflich und zeigen, dass es heute noch Manieren gibt.

Eine Frage der Verhältnismäßigkeit

Aber: Wie ist das mit der Verhältnismäßigkeit? Etwas in mir sträubt sich gegen diese expressive Form der Zuneigungsbekundung, die vielleicht keine ist. Was steckt dahinter? Wozu dieser Aufwand? Geht es darum, den Lehrkörper gefügig zu halten, ihn gar zu bestechen? Wenn ich versuche, mich in einen Lehrer hineinzuversetzen, dem diese Freundlichkeit widerfährt, habe ich das Gefühl, von einer gar nicht mir geltenden Nettigkeit erdrückt zu werden. Es hat etwas von konventionellem Verhalten. Ein Ritual wird über den Kopf des Betroffenen hinweg etabliert, denn wenn man einmal beginnt, ein solches zu initiieren, muss man jedes Jahr damit fortfahren. Bei mehreren Lehrern und Jahrgängen heißt es dann auch, dass man einerseits nicht aus dem Feiern herauskommt, andererseits Aufmerksamkeiten erzeugt werden, die eine unangemessene Würdigung implizieren. Machen wir doch einfach unseren Job und überlassen das Schenken den Familienangehörigen.