Die Begegnung mit einem amerikanischen Freund
Akt 1
Im Vorfeld zu meinem Vortrag „Wissensbilanz 2.0“ gab es mächtigen Ärger. Und das kam so:
Um auf die Veranstaltung aufmerksam zu machen, postetet ich bei Xing die Veranstaltung in einem dafür thematisch passendes Gruppenforum. Ich rechnete mit keinerlei Reaktionen, weil der Aktivitätsindex dieses Forums so ziemlich bei Scheintod war. Doch kaum hatte ich meine Veranstaltung geposted, kamen die Wissens-Zombies aus ihren Nordlöchern und stellten mich zur Rede. Die Bilanzierer wollten Rechtfertigungen, Zahlen, Belege, Statistiken. Diskussion und Glaubenssätze infrage stellen, daran war nicht zu denken. Das war so recht nach meinem Geschmack, keine Kompromisse, kein Konsensgefasel.
Porträt von Karl Georg Schumacher (1819), Wikipedia
Akt 2
Am eigentlichen Veranstaltungsabend kamen eine Menge Berater und Geschäftsleute zusammen. Die Veranstalter baten jeden und jede sich kurz vorzustellen. So wie das oft bei solchen Anlässen ist. Und jeder und jede möge doch kundtun, was er oder sie meint, was Wissen sei.
Das war spannend und stimmte vorzüglich auf meinen Vortrag ein.
Ich referierte über Wissen und Neoliberlismus, militärische Ordnung, Pyramiden und dem guten alten SECI-Modell und wie das alles irgendwie nicht zusammenpasst.
Nach dem ich meinen Vortrag beendet hatte, kam die eigentliche Überraschung: Die Fragerunde drehte sich um das immer aktuelle Thema Wissen und Macht. Innerlich dankte ich Foucault.
Im Kampf Gierig gegen Schwierig wurde die Fragerunde beendet und das Buffet eröffnet. Wie eine schwärmende Herde strömten die Menschen zu den Trögen, die gefüllt waren mit allerlei leckeren Gaumenfreuden.
Akt 3
Ich gesellte mich zu einer Gruppe von Beratern und Geschäftsleuten, die sich locker um einen dieser typischen Hotel-Stehtische arrangiert hatte. Der Amerikaner in der Gruppe, den ich an seinem breiten, bestimmt fröhlichen, Grinsen eindeutig identifizieren konnte, gab seine Ansichten zum Besten. Zum Beispiel, dass es echt verhext sei, das er heute Abend einer Koreanerin begegnet sei (unter uns: Damit ist die Frau von der Wirtschaftsförderung gemeint). Das passiere ihm immer wieder. Aha, denke ich, wie wundersam. Dann erzählte er von einem Freund in Amerika, der eine Plattform am Start habe, da können Mitarbeiter von Unternehmen mal so richtig über ihren Arbeitgeber und die scheiss Kollegen lästern und Gerüchte streuen. Und was macht dann dieser amerikanische Freund mit den Informationen? Er petzt. Er nimmt den ganzen Gossip und bringt es zu den Verantwortlichen des jeweiligen Unternehmens. Und das wirbelt dann mächtig Staub auf und bringt Kummer, Kündigung und Klärung. Das ist ja super innovativ, denke ich mir. Dem freundlichen Amerikaner erwiderte ich nur:
Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant.