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Wie ich bei der Lektüre von Nathalie Pohls Buch „Im Meer bin ich zu Hause“ an den Circle of Control denken musste

Circle of Concern
Foto: Oliver Rüther
Im Februar 2024 spülte mir der Algorithmus von Instagram eine Nachricht von Nathalie Pohl[1], der deutschen Freiwasserschwimmerin und Extremsportlerin, in meine Timeline. Mein erstes eigenes Buch, schrieb sie und fügte das Cover ihres Werkes hinzu.
Es dauerte eine Weile, bis auch ich mir dieses Buch als E-Book kaufte. Zwischenzeitlich avancierte Nathalies Buch zumSpiegelBestseller.
 
Die Dunkelheit ist nicht das größte Problem. Mit ihr habe ich gerechnet. Das Problem sind die Wellen.
 
Hmm, denke ich, da begegnet mir doch schon im ersten Kapitel, in den ersten drei Sätzen der Circle of Concern. Der Kreis der Dinge, die mich betreffen, die ich aber nicht beeinflussen kann. Der Kreis der Dinge, die mich gedanklich sowohl positiv als auch negativ beschäftigen.
Wenn wir uns die Dinge in unserem Einflussbereich ansehen, können wir feststellen, dass es einige Dinge gibt, über die wir keine wirkliche Kontrolle haben, und andere, auf die wir Einfluss nehmen können. Die Dinge, auf die wir Einflussnehmen können, nennt Stephen Covey[2] unseren Einflusskreis (Circle of Influence) und er zeichnet ihn als kleineren Kreis innerhalb des Circle of Concern.
 

„… sind die Wellen unerwartet stark. Sie kommen von links, von rechts, von hinten. … Ich spüre, wie sie mich von unten hochheben, meinen Körper aus der Horizontalen hebeln und mich schräg nach vorne aus der Bahn werfen, mal zur einen Seite, mal zur anderen.“

Beim Lesen dieser Zeilen schwimme ich mit ihr. Ich sehe sie, wie sie zum Spielball der Wellen wird, wie sie einsam im Ärmelkanal schwimmt und den Unbilden trotzt. Nathalie schwimmt weiter. Sie beschreibt, wie sie sich wieder ausrichtet, sich bewusst macht, was sie beeinflussen kann, und was nicht. Sie verschwendet keinerlei Gedanken daran, das Meer zuverändern. Es zu bitten, ihr wohlgesonnener zu sein. Sie konzentriert sich auf das, was sie beeinflussen kann.

„Um mich zu sammeln, gehe ich in Gedanken meinen Körper durch, von den Füßen bis zum Kopf.“

Innerhalb unseres Einflussbereichs können wir:

– unser Verhalten/Denken ändern, oder
– unsere Methoden der Einflussnahme ändern, oder
– unsere Einstellung zu den Problemen ändern, auf die wir keinen Einfluss haben

„Mein Kopf ist das Problem. Ich halte ihn zu tief. Er müsste beim Luftholen viel weiter durch die Wasseroberfläche brechen, wie ein Schnorchel. Ich überlege fieberhaft, wie viel Kraft es mich kosten würde, die 32 Kilometer bis zur französischen Küste mit einer anderen Technik zu schwimmen. Da hebt mich ein Wellenberg seitlich hoch und wirft mich schräg nach vorne. Ich übergebe mich ins Meer.“

Der Rest ist Geschichte. Erschöpft wird Nathalie an Bord des Begleitschiffs gezogen und zurück nach Dover gebracht, wo schon ein Rettungswagen bereitsteht.
Scheinbar haben wir an einem Misserfolg der jungen Frau teil. Doch eigentlich lesen wir eine Demonstration der Stärke.Wir können miterleben, was es heißt, sich einer Herausforderung zu stellen, wenn das Mindset stimmt.
 
Wir müssen nicht Extremschwimmer wie Nathalie Pohl sein. Der Büroalltag stellt uns im Grunde vor die gleichen Herausforderungen. Nämlich dass wir uns bewusst sein sollten über die Dinge, die wir kontrollieren können und welche uns kontrollieren. Dass wir uns bewusst sein sollten über die Dinge, die wir beeinflussen können oder eben nicht.
Würde Nathalie bei ihren Herausforderungen darüber jammern, dass die Wellen gemein zu ihr sind, hätte sie nicht einen Blumentopf gewonnen. Würde der Vertriebsmensch darüber jammern, dass er den Kunden nicht erreicht (Scheiß Telefon!) , dann würde er keine Abschlüsse machen.
 
Wir haben zwar nicht die Macht, alle Gedanken zu kontrollieren, die uns in den Sinn kommen, aber wir haben die Macht zu entscheiden, ob wir sie zulassen wollen oder nicht. Gedanken kommen und gehen. Bei welchen Gedanken wir verweilen, ist ein großer Teil dessen, was unsere Realität ausmacht.
 
Im Coaching nenne ich das Einladung, aus dem Drama auszusteigen. Wenn Sie wollen, unterstütze ich Sie gerne dabei.

Alle Zitate aus dem Buch „Im Meer bin ich zu Hause“, Polyglott.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Nathalie Pohl ist eine deutsche Freiwasserschwimmerin und Extremschwimmerin. Zudem ist sie zweifache Weltrekordhalterin und Trägerin des Triple Crown of Open Water Swimming. Nathalie absolvierte sechs der sieben Stationen der Ocean’s Seven (Stand März 2023). Im September 2024 soll mit dem Nordkanal die letzte Etappe der Ocean’s Seven absolviert werden. Der Weg dorthin wird im Buch „Im Meer bin ich zu Hause“ beschrieben. (Quelle: Wikipedia)
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