Rolle, Resilienz, Achtsamkeit und Lebenskunst

Arbeit und Freizeit: Ein Stück vom Leben

In einer Welt, wo der Rhythmus der Arbeit das Dasein diktiert, stellt sich die Frage: Lebe ich noch, wenn ich zur Arbeit gehe? Es ist ein ständiges Ringen. Man liest viel über Resilienz, über Achtsamkeit. Man hört, dass die Rollen klar definiert sein sollten, dass Arbeit lebensbejahend sei. Das Verhältnis von Arbeit und Leben wird in unzähligen Theorien erörtert, in strukturierten Methoden. Coaching nennt man das.

Sascha Büttner und Matthias Kampmann tauchen in ihrem unkonventionellen Buch „Coaching“ hinter die Kulissen dieser Welt. Ihr Konzept ist radikal. Der Leser wird aktiv gefordert, schlüpft hinein in das, was sie vermitteln möchten. Keine vorgefertigten Strukturen. Der Titel verrät mehr, als ein Inhaltsverzeichnis je könnte. „Die Struktur ist grob“, sagen die Autoren. „So haben wir auf ein Inhaltsverzeichnis und Seitenzahlen verzichtet.“ Ein mutiger Schritt, der den Leser als Teil des Textes einlädt.

Diese Herangehensweise ist kühn, anziehend. Ohne Register, ohne Glossar, geht es dem Leser an die Substanz. Büttner erklärt: „Wir wollten etwas schaffen, das intensiv und kursorisch zugleich ist.“ Jede Seite ist ein potentieller Einstieg. Und das Coaching? Es beginnt und endet im selbstbestimmten Entscheiden. Der Coach, so betonen sie, begleitet seinen Kunden, bis dieser bereit ist, eigene Wege zu gehen. Ziel ist die Autonomie. Ein Grundsatz, so wichtig wie schmerzhaft.

Das Buch bietet drei Textsorten, die zusammenfließen. “Reflexionen” sind kleine Geschichten, anekdotisch und bewegend. „Wir treiben Ereignisse auf die Spitze und formulieren literarische Charaktere“, sagt Büttner. Diese Figuren spiegeln Führung und Verhalten in unserer Gesellschaft. Es ist ein Spiegel, der uns oft nicht gefällt.

Die “Notizbücher” nutzen eine antike Technik: Hypomnemas, eine schriftliche Erinnerungskultur. Hier wird gedacht, reflektiert, notiert. Gedanken, die ohne Quellenangabe fließen, neue Verknüpfungen entstehen lassen. Der Leser muss sich anstrengen, um den Kontext zu erschaffen. Und die “Gespräche”? Sie thematisieren die Kernbegriffe des Coachings.

„Wir schauen anders auf Coaching“, sagt Kampmann. Ihre interdisziplinären Hintergründe erlauben Sprünge zwischen Denkwelten. Coaching ist keine isolierte Wissenschaft. Jeder Partner bringt seine eigene Geschichte mit. Büttner stellt fest: „Wir wollten ein Denkbuch schaffen, das nicht mit falschen Lösungen überflutet.“

So stehen wir da. Am Rande der Arbeit, des Lebens. Zwischen den Zeilen des Buches und den Gedanken der Autoren. Vielleicht liegt die Antwort auf die Frage, wie wir leben, in der Art und Weise, wie wir arbeiten. Und wie wir das Unkonventionelle akzeptieren und umarmen.

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