Von Worthülsen und Werten
Meine Schulzeit ist schon sehr lange vorbei, und meine letzte Prüfung liegt auch schon mindestens ein Jahrzehnt zurück. Wenn ich mich nun entsinne, fällt mir ein, dass von einem gewissen Zeitpunkt an meine Angst immer geringer wurde. Das lag einerseits an besserer Vorbereitung, andererseits an einer gewissen Gelassenheit, keineswegs Fahrlässigkeit. Ok, ich bin durchgekommen, aber mir steht eines ganz deutlich vor Augen: Es hat eine Phase in meiner Schulzeit gegeben, in der ich schier gelähmt gewesen bin, wenn mein durchaus vorhandenes Wissen abgerufen wurde. Mit der Folge einer sich stets selbst erfüllenden Prophezeiung: keine gloriosen Noten, und beim nächsten Mal regierte die Angst noch härter.
Das Für und Wider unseres schulischen Notensystems möchte ich gar nicht diskutieren, aber einen Aspekt daran, der mich bis heute verfolgt: die Angst. Wir leben, um das etwas altmodisch zu formulieren, immer noch in einer Leistungsgesellschaft. Wer viel leistet, erntet auch viel – sollte man meinen, aber diese Worthülsen müssen auch mit Werten angefüllt werden, sonst sind sie beliebig zu verwenden. Gelegentlich leider auch gegen die eigenen Angestellten.